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Also doch: Computer aufzeichnen und ausschneiden!

  • Freitag, 5. September 2008 @ 05:40
Brief eines Lehrers
von Karl Gugler (im Bild rechts, kandidiert zur NR-Wahl auf der Regionalliste der KPÖ für die Donaustadt und Floridsdorf an zweiter Stelle)

Was ich im letzten Kaktus schon vorhergesehen habe, ist auch prompt eingetreten. Die vier Computersäle sind an der AHS Theodor Kramer Str. tatsächlich errichtet worden. Von passendem Mobiliar und erforderlichen PCs fand sich aber - sieben Tage vor Schulbeginn - keine Spur.

Jener Kollege, dem wir die Netzwerkadministration übertragen haben, hat durch seine fast ständige Anwesenheit während der Ferien und seine Hartnäckigkeit - er stammt aus der Steiermark und ist demnach ausreichend zäh - durchgesetzt, dass sogar ein Serverraum baulich eingerichtet wurde. Dass er auch die erforderliche Hardware bekommen werde, dass er darum trickreich verhandelt habe, sagt er. Er glaubt daran, weil er - wie so viele Lehrer/innen - den Schüler/innen Qualität bieten will. Und er schleppt jetzt schon Kiste für Kiste in den Keller und seine zwei Söhne helfen dabei mit, gratis versteht sich. Gut, jetzt fehlen nur noch 60 Tische und Sessel und 30 Computer. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sich die österr. Regierung ins Nirvana gekippt hat. Nicht, dass mich das traurig machte - es hat nur fatale Folgen: sämtliche Budgets für öffentliche Ausgaben sind damit gesperrt. Wir werden uns also wirklich die Computer aufzeichnen können.

Ich könnte jetzt natürlich der Logik verfallen, dass wir jetzt schon mehr als 80 Geräte zu betreuen, zu warten, zu reparieren haben und dafür genau 3 Stunden pro Woche bezahlt bekommen, die wir auf 3 Leute aufteilen. Welcher Idiot wünscht sich da noch einmal 30 weitere Geräte hinzu? Eben!

Aber da dräut eben sofort dieses unbändigbare, pädagogische "Gutmensch-Denken", das dich dann auch noch in den Privatgesprächen mit Freunden ständig verfolgt, jenes Denken, das dir als Ziel deines didaktischen Handelns vorgibt, glückliche Kinderaugen zu erzeugen.

Schule im Kapitalismus geht aber nicht so. Nur Politiker/innen dieses Systems instrumentalisieren diese glücklichen Kinderaugen gerne für ihren Popularitätszuwachs. Warum gelten denn alte Lehrer/innen allgemein als frustriert? Wer hat sie denn frustriert? Die Schüler/innen? Glaub' ich nicht! Politiker/innen, die unter den Sachzwängen des Kapitalismus etwa "ein Budget zu sanieren haben" (Gehrer) schon eher.

Nehmen wir als Beispiel den Englischunterricht. Warum ist es derartig problematisch etwas zu unterrichten, was sogar ganz dumme Kinder ganz selbstverständlich zu lernen vermögen, solange sie nur in Großbritannien oder den USA zu Hause sind, nämlich in Englisch zu kommunizieren. Am Intelligenzquotienten kann es kaum liegen, dass so viele Schüler/innen hierzulande ausgerechnet daran scheitern. Es wird vermutlich mehr an der Methodik liegen. Und genau beim Erwerb der Fähigkeit, Englisch zu sprechen, kann ein Computer überaus dienlich sein. Einige (wenige) Lernsoftwares sind bereits so weit entwickelt, dass ein/e Schüler/in über Kopfhörer Lernaufgaben in perfektem Englisch vorgesprochen bekommt und sofort weiß, was richtig oder was falsch an seinen/ihren Antworten war. Er/Sie kann per Mikrofon seine Sprechfähigkeit (oder eben das, was er/sie dafür hält) unter Beweis stellen. Er/Sie wird es gerne tun, solange er/sie sicher sein kann, dass ihm/ihr nur der PC "zuhört" und nicht eine Lehrkraft, die unter Umständen daraus ein Nichtgenügend machen kann.

Computer könnten uns also viel helfen, wenn sie stabil funktionieren und in ausreichender Anzahl vorhanden wären.

Schauen Sie sich, geschätzte/r Leser/in, den Ist-Zustand in den USA oder in England an: dorthin ist "unsere" Bildungsfinanzierung gerade unterwegs. Wenn Ihnen dieser Kurs missfällt, dann wählen Sie die KPÖ. Zwanzig Prozent Kommunist/inn/en im Parlament würden da schon helfen. Der Weg ist weit, aber Ihre Kinder sollten Ihnen und uns das doch wert sein.

Karl GUGLER
schulprobleme@kpoe.at