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Endloses konsumieren - Auf Kosten der Nahversorgung!

  • Montag, 7. Januar 2008 @ 06:05
Nahversorgung statt Shoppingwahn "Unser größter Konsumtempel ist seit Jänner wochentags täglich bis 20 Uhr offen!"

konnte man in der letzten Ausgabe des Bezirksjournals vor Weihnachten lesen. Gemeinsam mit der Lugner City, dem Shopping Center Nord und dem Auhofcenter haben die Geschäfte im Donauzentrum seit 2.Jänner dieses Jahres Montag bis Freitag mindestens bis 20 Uhr offen.

Und, " Die Liberalisierung ist erfreulich, aber nur ein erster Schritt" teilt dazu Herr Nils-Christian Hakert - Vorstand des Donauzentrums - den Lesern mit. Verlängerte Öffnungszeiten seien ein lang ersehnter Wunsch der Kunden, ebenso wie deren Wunsch nach der Möglichkeit der Sonntagsöffnung. Man kann es förmlich zwischen den Zeilen herauslesen: in freudiger Aussicht auf neue Umsatzsteigerungen, beginnen Herrn Hakerts Augen (ähnlich einer alten Registrierkassa), zu rotieren und leuchten.

Es gibt dazu aber ebenso eine Menge stichhaltiger Einwände und Bedenken, die der Öffentlichkeit in unserem Bezirk nicht vorenthalten bleiben sollen.

Verlängerung der Ladenzeiten ist selbst in Wirtschaftskreisen umstritten

Ursprünglich waren es sechs Einkaufszentren aus Wien, die hinkünftig, aufeinander abgestimmt, länger abends offen halten sollten. Zwei sind aber noch vor Beginn ausgeschert. Laut Management des "Huma-Einkaufsparks" habe eine Umfrage bei ihren Shopmietern ergeben, dass eine Ausweitung der bestehenden Öffnungszeiten nicht erwünscht sei. Auch das Management des "Q19" hält seine derzeitigen Öffnungszeiten für mehr als ausreichend. Der finanzielle Mehraufwand würde in keinem Verhältnis zum erwarteten Umsatz stehen, solche und ähnlich skeptische Argumente kann man selbst aus den Reihen der "Wirtschaft" immer wieder zu diesem Thema hören.

"Wer wird das bezahlen ? - fragen sich auch immer mehr KonsumentInnen

"Skepsis gegen eine weitere Ausweitung der Geschäftszeiten im Handel halten wir aber im besonderen aus der Sicht der im Handel Arbeitenden und auch der KonsumentInnen für notwendig und angebracht" meint die KPÖ. "Nicht nur weil es die seitens der Verfechter der Liberalisierung des Handels ins Treffen geführte Notwendigkeit zur Umsatzsteigerungen zu hinterfragen gilt. Das heutige durchschnittliche Einkommensniveau entspricht jenem des Jahres 1991! Die Menschen bekommen nicht mehr Geld, um mehr ausgeben zu können. Ob längere Einkaufszeiten wirklich zu mehr Konsum führen werden, ist auch aus dieser Sicht zu hinterfragen."

Die "Großen" fressen die "Kleinen"!

Bei weitem nicht alle Betriebe im Handel, insbesondere kleinere Geschäfte können auf Grund seiner Mehrkosten, bei verlängerten Öffnungszeiten nicht oder nur schwer mithalten. Schon jetzt habe das in den letzten Jahren stark angewachsene Donauzentrum und weitere in unserem Bezirk entstandene Einkaufsparks dazu beigetragen, dass immer mehr früher bei seinen KundInnen sehr beliebte Handelsbetriebe ihre Geschäftstätigkeit einstellen mussten.

All das geht auf Kosten der Nahversorgung!

Die Situation in der Wagramerstraße, am Kagranerplatz, der Stadlauerstraße, in Aspern und in anderen Teilen unseres Bezirkes legt davon ein sichtbares Zeugnis ab.

"Wir haben hier keine Möglichkeit zum Einkaufen, es ist alles nur mit Öffis zu erreichen. Was das mit einem gefüllten Einkaufswagerl bedeutet, muß ich wohl nicht erläutern. Wir sind mit unseren Häusern älter geworden, die Kinder ausser Haus und es wird immer schwieriger." schreibt uns eine bereits ältere Bewohnerin vom Kagranerplatz in einem Leserbrief .

Längere Einkaufszeiten sowie das weitere Anwachsen großer Einkaufszentren führt letztlich zu einer immer stärkeren Verschlechterung der Nahversorgung. Dazu kommt, dass durch Ausdehnung der Öffnungszeiten auftretende Mehrkosten letztlich im Zuge der Preise an die Kunden weitergereicht werden.

Rund um die Uhr zur Verfügung stehen?

Es mag auf den ersten Blick für KonsumentInnen verlockend ausschauen, künftig mehr Zeit fürs Einkaufen zu haben. Umso mehr der Stress in der Arbeit von Tag zu Tag zunimmt und immer weniger Zeit zur Erledigung ihrer dringendsten persönlichen Bedürfnisse und Verpflichtungen für Freizeit bleibt. Dass eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten aber ein Beginn und eine Etappe ist, die Menschen in immer größeren Ausmaß als Arbeitskräfte und oder zumindest als KonsumentInnen zur Verfügung zu haben, wird bisher leider noch von wenigen Menschen durchschaut. Heute sind es die Handelsangestellten, morgen die KindergärtnerInnen, dann jene die die Waren erzeugen u.s.w. Rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen, scheint immer mehr zum Dogma heutigen gesellschaftlichen Denkens und Handelns der uns Beherrschenden zu werden.

Handelsangestellte trifft es als erste und besonders!

Ganz zu schweigen von den Auswirkungen für die im Handel Beschäftigten. Längere Öffnungszeiten bedeuten weniger geregelte Freizeit für Handelsangestellte oder als Ausweg ein stärkerer Trend zu Teilzeitarbeitsverhältnissen. Das bedeutet für viele Haushalte aber auch geringere Einkommen. Diese Entwicklung führt immer mehr dazu, dass ArbeitnehmerInnen nicht wie früher einen sondern manchmal auch zwei oder drei (Teilzeit-) Jobs nebeneinander ausführen müssen um genügend Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Die Gewerkschaft der Privatangestellten ist daher schon seit vielen Jahren gegen die von Unternehmerseite immer wieder geforderte Ausweitung der Ladenöffnungszeiten eingetreten ist. Ob aus Resignation oder Hilflosigkeit weichen Verantwortliche Funktionärinnen der Gewerkschaft aber auch in dieser Frage immer mehr zurück. Wie auch die mehr als lahme Stellungnahme des zuständigen Gewerkschaftsbereichssekretärs für den Handel, Manfred Wolf, zeigt, beschränkt man sich heute auf die Forderung nach "Kompensationsmaßnahmen (Heimfahrtmöglichkeiten, Frauenparkplätze, Sozialinfrastruktur)" und erhofft sich zumindest in dieser Frage mehr Entgegenkommen von Unternehmerseite.

Handeln statt schweigen!

Apropos Gewerkschaft: So manches auch schon früher aktives Gewerkschaftsmitglied mag sich noch daran erinnern, dass unser Bezirksvorsteher vor seinem Amtsantritt die Funktion des Wiener Landessekretärs der Gewerkschaft der Privatangestellten ausübte. Über den Standpunkt seiner Gewerkschaft müsste er also bestens Bescheid wissen. Was läge näher, würde er auch gerade im Interesse unseres Bezirks zur Erweiterung der Ladenöffnungszeiten kritisch Stellung beziehen? Woran mag es liegen, dass auch in dieser Frage unser Bezirksvorsteher schweigt? Möglicherweise möchte er es sich mit dem Vorstand des Donauzentrums nicht verscherzen. Schließlich hat das Donauzentrum ja auch seinen VorgängerInnen öfter auch als Ort wirkungsvollen Auftretens in der Öffentlichkeit gedient.