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Stadtgespräch zum Thema: Gesamtschule

  • Donnerstag, 6. Dezember 2007 @ 06:30
Der Kaktus schreibt, worüber leider nicht berichtet wurde!

Kurier und "Wien heute" haben am Dienstag, 27.11.07 zu einem "Stadtgespräch im Wiener Stadtschulrat" geladen. "Gemeinsame Schule der 10 bis 14 jährigen, was spricht dafür, was dagegen?" Ein brandheißes Thema, wovon nicht nur der Streit zwischen ÖVP und SPÖ zeugt.

Aus unserem Bezirk diskutierte am Podium Direktor Erwin Greiner, Schulleiter der AHS Theodor Kramerstraße.(im Bild rechts) Er steht zu "seinem" Schulversuch, er weiß jedenfalls wovon er spricht. Dabei vermied er es, seine Schule ohne Fehler und Schwächen als schulisches Ideal darzustellen. Nicht nur weil so etwas auch unglaubwürdig wäre, hierzu wäre eine grundlegendere Umgestaltung des Bildungswesens vonnöten. Von Beginn an wurde der Schulversuch "Theodor Kramerstraße" von konservativer Seite mit Skepsis begegnet.

  • Erstens, weil die Entscheidung eine AHS inmitten der Rennbahnsiedlung, mit ihren sozialen Probleme und Widersprüchen einzurichten, durchaus umstritten war.
  • Zweitens, weil in dieser AHS, als Schulversuch "Kooperative Mittelschule" geführt, schon seit mehr als 10 Jahren, in ihrem Unterrichtsprofil einer Gesamtschule nahe kommende Klassen geführt werden. An der Theodor-Kramer-Schule werden auch Volksschulkinder mit einem Dreier im Zeugnis aufgenommen, was in den meisten anderen AHS undenkbar ist.
  • "Ein Leistungsabfall der besseren Schüler sei zu befürchten"

    meinte Christine Nagelreiter, Vertreterin des Dachverbandes der Elternvereine, wider allen bisherigen in Schulversuchen gesammelter Erfahrungen. Lehrer und Eltern würden nicht um ihre Meinung gefragt und mit der "Gemeinsamen Schule überfahren". Ihre Argumente wurden sowohl von anwesenden Eltern, Lehrern als auch Schülern widerlegt. Jedes Jahr gebe es einen regelrechten Ansturm seitens der Eltern, die ihre Kinder für die Theodor Kramer-Schule anmelden wollen, berichtete Greiner aus Erfahrung. Leider müssen aus Platzgründen nahezu die Hälfte abgelehnt werden. 20% der SchülerInnen, die mit der Matura erfolgreich abgeschlossen haben, hätten nach den herkömmlichen Aufnahmekriterien in Bezug auf ihre Schulnoten, keine AHS besuchen können.

    Anwesende SchülerInnen für "Gemeinsame Schule"

    Dass in den meisten Elternvereinen über das Thema "Gemeinsame Schule" nicht diskutiert werde, liege auch am Dachverband. Dazu kommt, dass auf Grund der finanziellen Einsparungen seitens der Schulerhalter, die Aufteilung und Aufwendung der Elternvereinsbeiträge und Spenden für Unterrichtsmaterial in viele Elternvereine im Vordergrund steht. Darin liegt vielleicht auch ein Grund, warum sich immer mehr Eltern aus einer aktiven Mitarbeit in der Schule zurückziehen? Vom Podium aus sprach sich eine 12 jährige Schülerin, ebenso wie ein bereits etwas älterer Schulsprecher aus dem Publikum für eine "gemeinsame Schule der 10-14jährigen" aus. Auch das wurde vom ORF und dem Kurier der Öffentlichkeit vorenthalten.

    Bildungsausgaben sind gesunken!

    Skepsis gab es in der Diskussion allerdings zu Versprechungen seitens der Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl über zusätzliche finanzielle Mittel und auch neue zusätzliche Lehrerstellen. Die Bildungsausgaben in Österreich sind, wozu Erwin Greiner auch konkrete Zahlen beisteuerte, gemessen am Bruttoinlandsprodukt in den letzten Jahren leider gefallen. "Mit den Einsparungen im Bildungswesen wurde schon lange vor der blau-orange-schwarzen Bundesregierung in der Zeit der letzten Großen Koalition unter Klima begonnen", erinnerte sich ein Vater zweier Söhne an seine Tätigkeit als Elternvertreter in deren Volksschulzeit. Ein wesentliches Moment einer neuen gemeinsamen Schule der 10 bis 14 Jährigen liegt im Gruppen- und Teamunterricht durch zumindest zwei LehrerInnen. Wer garantiert, dass "Zweitlehrer" im Zuge der nächsten Budgeteinsparung dann nicht wieder "weggekürzt" werden?

    Wirkliche Gesamtschule setzt seine flächendeckende Einführung voraus!

    Eine ebenso wichtige Voraussetzung der Gesamtschule besteht in ihrer flächendeckenden Einführung. Gerade hier scheint die SPÖ ihrem Koalitionspartner bereits wieder nachgegeben zu haben. Solange die unterschiedlichen Schulformen nebeneinander (AHS, Gesamtschule, Hauptschule) existieren, bleibt die Gefahr, dass auch die "Gemeinsame Schule", ob gewollt oder nicht, wieder zu einer "Restschule" wird, bestehen.

    Eine letzte Frage zum Abschluss:

    Was hindert eigentlich die SPÖBildungsministerin den LehrerInnen die eine Verschlechterung in ihren Arbeitsbedingungen und ihrer Bezahlung befürchten, zuzusagen, dass das Niveau und die Qualität ihrer Ausbildung und ihre Bezahlung nach oben, und nicht wie von vielen AHS-LehrerInnen befürchtet nach "unten" an die derzeitigen HauptschullehrerInnen angepasst wird. Einem gewichtigen Gegenargument der von der ÖVP dominierten "Gewerkschaft Öffentlicher Dienst" könnte so der Wind aus den Segeln genommen werden.

    Karl Gugler, AHS-Lehrer an der Theodor Kramer Schule, dessen "Briefe eines Lehrers", ständige KaktusleserInnen bereits kennen, hat uns für die nächste Kaktusprintausgabe den hierfür vorgesehenen Platz diesmal für einen Bericht über die "Stadtgespräche zum Thema Gesamtschule" freigehalten. Die Serie "Brief eines Lehrers" wird im nächsten Jahr selbstverständlich fortgesetzt. Er steht unseren LeserInnen (SchülerInnen, Eltern) für eine Beratung bei Schulschwierigkeiten selbstverständlich auch weiterhin zur Verfügung.

    mailto:schulprobleme@kpoe.at oder 0650 / 48138 33 anrufen, wir rufen zurück!