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Die Zahl 25 und der Donaustädter AHS-Platzmangel

  • Sonntag, 20. Mai 2007 @ 06:15
Briefe eines Lehrers - von Karl Gugler (AHS-Lehrer)

Da hat sich doch die SPÖVP-Regierung zu einer Senkung des Limits der Kinderzahl in einer Klasse durchgerungen und keiner sagt dazu, dass durch die Sparpakete der letzten Jahre bei weitem mehr eingespart wurde, als diese "Verbesserung" nun kostet. Zuerst also unter dem Vorwand der Budgetsanierung unnötige Kosten senken, dann ein bisschen dem Unmut, der dabei entstand, nachgeben: so geht kapitalistische Politik auch im Bildungsbereich.

Dass man den Zugang zu den schönen Jobs mit den höheren Einkommen nur über den langen Bildungsweg (AHS + Hochschule) für seine Kinder erhält, wissen auch die Donaustädter Eltern. Die Nachfrage nach AHS-Plätzen im Bezirk steigt. Allerdings: "Nicht vor 2008", liest man, dass die AHS Contiweg kommen soll - und das heißt: Betriebsaufnahme nicht vor 2010!

Von 600 SchülerInnenabweisungen in Wien erfolgten 320 in Wien 22. Eine AHS üblicher Größe nimmt maximal 150 EinsteigerInnen auf. Es fehlt also nicht nur eine, es fehlen mindestens zwei neue Gymnasien; das sagt auch niemand. Betriebsaufnahme nicht vor 2014, nehme ich an. Und das Kleingedruckte liest auch niemand. Da steht nämlich, dass das Klassengrößenlimit, wenn es dringende Gründe erforderlich machen, überschritten werden darf - um 20% nehme ich an, so, wie das bisher von 30 auf 36 ebenso üblich war. Und wo könnte der Fall eintreten? Richtig, in der Donaustadt, wo denn sonst? In Hietzing? In Döbling? Die Proleten sollen halt schauen, wo sie bleiben! Sie können ja in andere Bezirke auspendeln. Eineinhalb Stunden Fahrzeit muss man schon mindestens in Kauf nehmen, wenn man die Zugehörigkeit zur Gruppe jener Mitmenschen, für die die schlechteren Jobs vorgesehen sind und bei denen man dann auch noch besonders wenig verdient, sofern man überhaupt noch gebrauchbar ist, vermeiden will. Rund 42 Mio Euro kostet die Errichtung von zwei Gymnasien für je 1000 SchülerInnen - zuviel im Vergleich zu Kampfflugzeugen oder bloß zu den Provisionen, die da fällig sind.

Wenn zum beschwerlichen Anmarschweg dann auch noch vernichtende LehrerInnenkritik über den Sohn oder die Tochter kommt, ist man als Elternteil im Zuge einer Vorladung in die Schuldirektion nur allzu gern einsichtig und stimmt vorzeitig einem Wechsel in die Hauptschule zu. Damit hat man zwar (unmenschlichen) Druck, der auf dem Kinde lastete, weggenommen; man weiß aber auch, dass jetzt die schönen Jobs mit dem guten Geld in weitere Ferne gerückt sind. So ist das eben mit der Chancengleichheit, man kann auch verlieren. Aber in der Lotterie glaubt ja auch jeder ans Glück.

Komisch nur, dass niemandem auf- und einfällt, dass die Verwerflichkeit des Systems darin besteht, dass die schönen Jobs dazu auch noch das gute Geld nach sich ziehen - und es nicht genau andersherum ist. An diesem grundsätzlichen Widerspruch des ganzen Schulwesens im Kapitalismus, das dafür die Zuordnungsfunktion leistet, ändert die Zahl 25 nämlich rein gar nichts!

Karl GUGLER
schulprobleme@kpoe.at
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