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Gründe gegen die Lobau-Autobahn

  • Montag, 15. Januar 2007 @ 12:56
Gastkommentar von Heinz Högelsberger, Verkehrsreferent bei GLOBAL 2000

Für rund anderthalb Monate blockierten UmweltschützerInnen jene Probebohrungen, die die staatliche Autobahnerrichtungsgesellschaft ASFINAG im Nationalparkgebiet der Lobau durchführen wollte. Denn diese Bohrungen gelten als Beginn der Bauarbeiten an der Lobau-Autobahn. Inzwischen bohrt die ASFINAG zwar, aber die Stadt Wien will sich mit den Umweltschützern an einen sogenannten "Runden Tisch" zusammensetzen, um über die Lobau-Autobahn - bzw. Alternativen dazu - zu verhandeln. Hier unsere wichtigsten Argumente gegen diesen Straßenbau: Die Lobau als Teil des Nationalparks Donau-Auen ist ein Naturjuwel und ein tolles Naherholungsgebiet innerhalb von Wien. Nationalpark und hochrangige Straße - auch wenn diese als Tunnel geführt wird - sind unvereinbar. Denn der Nationalpark hört nicht 60 Meter unter der Erdoberfläche auf. Gerade für ein Augebiet ist ein ungestörter Wasserhaushalt lebenswichtig. Der könnte durch den Tunnel gestört werden. Überdies würden Autoabgase direkt an der Nationalparkgrenze konzentriert über Abluftschlote in Wohngebiete und die Lobau gelangen.

Geplante Trasse ist die mit Abstand schlechteste Variante

Zwischen 2001 und 2003 wurde im Auftrag von Wien eine sogenannte Strategische Umweltprüfung (=SUP) durchgeführt. Die Querung der Lobau an der breitestmöglichen Stelle des Nationalparks ist laut SUP die mit Abstand schlechteste Variante. So ist sie am wenigsten "verkehrswirksam" für Wien. Im Klartext: Die Ortsdurchfahrten von Essling, Aspern, Stadlau und Hirschstetten wären genauso verstopft wie jetzt. Weiters verursacht diese Trasse den höchsten Anstieg an CO2 und anderen Abgasen. Außerdem sorgt diese Trasse für den größter Baudruck auf das Grünland und stellt eine Gefährdung für den Wiener Grüngürtel dar. Deshalb ist auch die Bezeichnung "Speckgürteltrasse" mehr als gerechtfertigt.

Lobau-Autobahn wird Teil einer Transitstrecke

Die Lobau-Autobahn würde - gemeinsam mit der ebenfalls geplanten Nordautobahn - Teil einer Transitschneise von der Ostsee zur Adria werden und Wien zur Transit-Drehscheibe machen. Sowohl für Lobau- als auch Nordautobahn gilt daher als Alternative: Lokale Umfahrungsstraßen für die lärmgeplagten Anrainer und Ausbau der Schiene.

Lobau-Autobahn schwächt den Öffentlichen Verkehr

Wie die SUP ebenfalls gezeigt hat, würde die verlängerte U-Bahnlinie U2 durch die Lobau-Autobahn täglich 15.000 Fahrgäste verlieren. Die Stadt Wien baut also mit der U-Bahn ein extrem teures und leistungsfähiges Verkehrsmittel und sorgt gleichzeitig mit der Lobau-Autobahn dafür, dass die U-Bahn nicht ausgelastet ist. Ein klassisches Beispiel für die Verschwendung von Steuergeldern. Apropos Verschwendung: Allein der Bau der S1 zwischen Schwechat und Süßenbrunn - also die 19 Kilometer lange "Lobau-Autobahn" - würde rund 2 Milliarden Euro kosten. Die staatliche ASFINAG ist schon jetzt mit zehn Milliarden Euro im Minus. Für diesen Schuldenberg müssen letztendlich alle österreichischen SteuerzahlerInnen - egal ob Autofahrer oder nicht - geradestehen.

Lobau-Autobahn - ein Feinstaubverursacher im Feinstaub-Sanierungsgebiet.

Das gesamte Wiener Stadtgebiet ist als Feinstaub-Sanierungsgebiet ausgewiesen. Jedes Jahr werden die gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub illegal oft überschritten. Dieses Gesundheitsrisiko für alle Wiener und Wienerinnen wird durch den Bau eines neuen Feinstaubproduzenten noch erhöht! Schon allein zum Schutz von Gesundheit und Klima sollten keine neuen Autobahnen und Schnellstraßen mehr errichtet werden!